Archiv für 1. Juni 2011

Nach Frau “Oetzi-Ami” wartete in der Herberge Pobeña der naechste Typ Mensch, den ich so absolut ganz und gar nicht ab kann. Ich nenne ihn hier mal Herr “Alsigemi” (Alsigemi = Alle sind gegen mich). Herr Alsigemi erkennt man schon am Gesichtsausdruck. Alle Leiden seit Christi Geburt haben sich in seinem Gesicht eingegraben. Die offensichtliche Unentspanntheit ist an der ganzen Bewegung zu erkennen. Er beobachtet alles und jeden, denn die Gefahr lauert ueberall. Was er gar nicht haben kann ist, wenn Andere locker und optimistisch daher kommen. Wo kommen wir denn da hin, so einfach ist das Leben nicht, die Optimisten werden schon sehen was sie davon haben, auch die wird es noch erwisschen.

Genau so ein Herr Alsigemi war also in Pobeña . Verschaerft wurde die Sache weil auch sein Frau vom selben Holz geschnitzt war, die beiden sich also bestens unterstuetzen konnten, dass viele Anwesenden das mit dem Camino zu  locker nehmen wuerden und sicher schon in der naechsten Etappe aufgeben werden. Ausserdem standen die Betten zu nah beieinander, die Matratzen waren zu weich und speziell die Spanier unterhalten sich zu laut.

Es kam wie es kommen musste. Am naechsten Morgen fehlte die Brotbuechse von Frau Alsigemi. Eine von Tchibo, wie Herr Alsigemi betonte. Es wurde eine halbstuendige Suchaktion eingeleitet. Ich hatte eigentlich erwartet, das auch noch die Polizei gerufen wird, damit alle verhoert werden. Soweit wollte Herr Alsigemi nicht gehen aber fuer ihn stand fest, dass auf dem Camino del Norte geklaut wird wie die Raben und dies auf dem Camino Frances nicht so waere. Dort waere ihm sowas noch nie passeiert. Fuer ihn Beweis genug, dass der Frances sicherer ist, denn wenn dort auch geklaut wuerde, dann waere es ja Herrn Alsigemi schon passiert, denn alles was schief geht, geht ja bei ihm schief.

Warum ich das alles schreibe? Weil die Etappe zum ersten mal komplett problemlos verlief. Frau “Oetzi-Ami” zu Hause, herrliches Wetter und Familien Alsigemi weit genug hinter mir, dass ich mit ihrem Elend der fehlenden Brotbuechse verschont blieb.

Ja, und am Abend in der Herberge  noch ein legendaerer Abend mit einem Portugiesen und neun Spaniern. Mein sehr ausbaufaehiges Spanisch wurde scheinbar immer besser verstaendlich, je mehr Vino Rosado meine neuen spanischen Freunde getrunken hatten. Pepe kochte eine phantastische Paella und sang dazu unaufhoerlich spanische Lieder. Fantastico!

Fazit des Tages: Selbst wenn ein Tag mit einer fehlenden Tchibo Brotbuechse beginnt kann noch was aus ihm werden.

Buen Camino und hasta luego

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