Archiv für 5. Juni 2011

Ich weiss nicht warum, aber die Herberge in Santander war, als ich um 7:10 Uhr auf die Strasse trat, nahezu leer. Wie immer sind die Fahrradfahrer die letzten, die sich auf die Piste machen. Die haetten mit der Etappe, die nach Santander auf dem Plan steht auch keine Probleme gehabt. Ich auch nicht, denn ich wusste, dass ich mir die anstehenden 42 km bis zur naechsten Herberge nicht antun wuerde, noch dazu weil es nicht wirklich nur seicht bergab ging. Die knapp 30 km nach Santoña haben mir klar aufgezeigt wo meine Tagesgrenze liegt und 42 km ist meilenweit darueber hinaus.

Da zwischen Santander und Santillana de Mar wirklich keine Schlafgelegenheit besteht verwundert es, dass der Bus mit dem ich mich nach San Vicente de Busquera habe fahren lassen, nicht voller war. Das machte mir ein schlechtes Gewissen. Aber nur ganz kurz, denn alleine war ich dann doch nicht und manche sind sogar noch eine Station weiter gefahren.

Das Verhalten der Spanier in Bezug auf Bus und Bahn ist im Vergleich zu uns Deutschen sowieso ein wenig anders. Bus und Bahn kann man hier zu einem Spottpreis fahren. Die Spanier nutzen anscheinend vor allem das umfangreiche Angebot des staatlichen Busunternehmens. Mit der ALSA kann man wirklich in nahezu jeden Winkel des Landes kommen und vor allem lange Strecken werden mit diesen Langstreckenlinienbussen gefahren.

Das wurde mir jetzt in Santander zum ersten mal deutlich, als ich den Hauptbahnhof mit dem zentralen Busbahnhof der Stadt direkt vergleichen konnte. Der Hauptbahnhof hat sage und schreibe 5 Gleise (wenn ich mich nicht verzaehlt habe), einen kleinen Zeitungsladen und ein Stehcafe. Das wars! Der Busbahnhof schraeg gegenueber ist auf 3 Ebenen verteilt. Im Erdgeschoss der Fahrkartenverkauf, im 1. Untergeschoss diverse Einkaufsmoeglichkeiten (Baeckerei, Zeitungen, Cafe, Souvernierladen…..) und im 2. Untergeschoss sind die Bushaltestellen. Mein Bus fuhr an Nr. 30 ab! Ok, mehr gab es nicht aber 30 unterirdische Bushaltestellen, das ist schon ein Ding. Mein Bus fuhr von Santander bis Gijon, aber man haette ohne Probleme auch von Santander an diesem Sonntag Morgen in nahezu jede nur denkbare groessere Stadt Spaniens aufbrechen koennen. Uebrigens… mit dem Bus bin ich 10 Minuten kuerzer nach San Vicente del la Barquera gefahren als es mit dem Zug gedauert haette, der haelt naemlich an jedem dicken Baum.

San Vicente ist eine nette verschlafene Kleinstadt (=grosses Dorf), dass aber scheinbar beruehmt fuer seine Restaurants sein muss. Den ganzen Tag herrschte dort Grabestille aber zwischen 15 und 18 Uhr waren wie abgesprochen alle Restaurants die ich gesehen habe (und das waren ne Menge) rappelvoll. Danach wurden die Tische wieder weggeraeumt und die Gehwege hochgeklappt. Da ich warten wollte bis der groesste Andrang vorbei war, blieben  mir jetzt nicht mehr so viele Alternativen. Aber gut war das Essen allemal!

Ach ja… die Herberge. Ich wuerde sagen…. klarer vorletzter Platz. Dem Hospitalero war vor allem wichtig, dass er in Ruhe Motorradrennen im TV gucken konnte und ungefaehr alle Stunde wurde man daran erinnert das neben dem Eingang eine Spendenbuechse steht in die ich gerne neben den 6 Euro fuer die Nacht noch weiter die Albuerge unterstuetzen koenne. Und Probleme mit dem Matratzenbezug gab es keine, denn einen Bezug gab es nicht! 

Zu allem Ueberfluss rueckte dann auch noch sowas wie der Frauenchor irgendeiner keinen franzoesischen Gemeinde an. Das Kaff muss klein sein, denn es waren auch nur 6 Damen, Ich hatte das Gefuehl, die redeten nicht miteinander, wenn sie was sagen wollten stimmte eine der holden Damen immer ein dazu passendes Lied an und die anderen sangen mit. Mal ist das ja ganz lustig, aber mit der Zeit…..!

Insgesamt war die Zusammensetzung der Gaeste nicht sehr gelungen. Eine spanische Radfahrertruppe, der Frauenchor, eine Zigarrillo rauchende Deutsche mit ihrer islaendischen Freundin, die unterwegs einen Oesterreicher aufgegabelt hatten, dessen Frisoer ein gluehender Beethoven-Fan sein muss. Zuminest aehnelte der Haarschnitt dramatisch dem des Komponisten. Achja… 2 junge Suedkoreanerinnen, die wohl nichts verstanden und deswegen unentwegt kicherten. Tiefgreifende Gespraeche waren da fuer mich nicht drin.

Naja, der Tag geht rum aber es bleibt das Problem, dass man normalerweise mindestens einen Teil der Personen auch in der naechsten Herberge wieder trifft. Dies war hier umso wahrscheinlicher weil es sich am naechsten Tag wieder um eine 40+ km Etappe handelte bei der es, zur Teilung der Gesamtetappe  nur eine wirklich sinnvolle Herberge gab. Die Radfahrer werden weg sein aber was ist mit den Frauenchor, dem Beethoven-Double und der Koreafraktion?

Da muss ich wohl noch die eine oder andere Station durch aber ich habe die Hoffnung, dass der eine oder andere weiter laufende, nette Zeitgenosse den Vorsprung von einer Etappe, den ich durch die Busfahrt gewonnen habe, wieder einholt.

Buen Camino und hasta luego

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